Details
Ein Film von Mladen Ɖorđević
Serbien 2009
Das, womit Mladen Ɖorđević in seinem Spielfilmdebüt aufwartet, hat sich das europäische Kino der letzten Jahrzehnte nur sehr selten getraut: Pornografie, Zoophilie, Snuff, explizite Gewalt – alles in einem Film. Was aber noch viel erstaunlicher ist: ihm ist das Kunststück gelungen, mit diesen Zutaten eben nicht den billigen Exploitation-Schocker abzuliefern, den man vielleicht vermuten würde. Andererseits geht er aber nicht auch nur den geringsten Kompromiss ein, was Wucht und Heftigkeit seines Films angeht. Ganz im Gegenteil: die kurzen aber äußerst heftigen Szenen treffen einen umso mehr, da sie in eine Geschichte eingebettet sind, die sich völlig auf ihre Figuren konzentriert. Dadurch ist Ɖorđevićtrotz aller Drastik ein Film gelungen, der nicht nur erschreckt und provoziert, sondern der gleichzeitig intelligent und witzig, stellenweise sogar äußerst subtil ist – und er verlässt sich dabei voll und ganz auf sein tolles Drehbuch, seine großartigen Darsteller – allen voran Mihajlo Jovanovic als Marko – und auf sein perfektes Gespür für Timing. Denn anstatt sich in minutenlangen Bildexzessen zu ergehen, blendet er immer genau dann ab, wenn der Schlag in die Magengrube des Zuschauers am wirkungsvollsten ist. Es sind die unvermittelten, kurzen, aber gezielten Schläge, die am meisten wehtun.
INHALT:
„Ich bin bei dieser Tour dabei, um zu ficken… Nicht, um zu töten.“
Eros und Thanatos… Als der junge Filmabsolvent Marko sich voller Ideale und Tatendrang daran macht, das serbische Kino zu revolutionieren, muss er bald feststellen, dass niemand auf ihn gewartet hat. Nach ein paar Werbeclips, die an seinen ausgefallenen Ideen scheitern, heißt es für ihn bald: Endstation Porno. Doch so leicht gibt er nicht auf. Angetrieben von der großen Vision bicht er mit einer bunten Truppe aus Pornodarstellern, Junkies und gescheiterten Schauspielern auf, um mit einem Live-Porno-Cabaret das ländliche Serbien ordentlich aufzumischen. Sex and Drugs and Rock’n’Roll! Doch die Realität siegt über die Ideale. Ohne Geld und nach einigen unerfreulichen Begegnungen mit ‚rechtschaffenen Bürgern’ stehen sie vor dem Abgrund. Da taucht plötzlich ein Mann auf, faselt etwas von ‚Snuff’ und macht Marko ein unerhörtes Angebot… Und wenn du lange in einen Abgrund blickst, blickt der Abgrund auch in dich hinein…
Pressestimmen:
„Leben und Tod einer Pornobande ist eine furchtlose filmische Reise ins Herz der europäischen Finsternis, die seinen Zuschauern viel abverlangt und beizeiten schmerzt – ein Film, der seine Zähne nicht nur zum Blecken hat, sondern auch entschlossen zubeißt.“ Schnitt
„Folg man Djordjević aber in seiner Gesellschaftsanalyse, hat sich in den letzten 40 Jahren trotz aller Katastrophen und scheinbaren Fortschritte nur wenig verändert in Serbien. Und das ist – wenn man einmal von all den Grausamkeiten in Leben und Tod einer Pornobande absieht – das eigentlich Schreckliche an diesem unglaublichen, monströsen und schonungslosen Film, der aufrüttelt und niederschmettert.“ kino-zeit