Details
Ein Film von Q
Indien 2010
Kaum eine andere Filmnation neben Indien kann auf eine so langlebige, dominante und bis ins Detail verfeinerte Tradition von Bildercodes zurückblicken – provokante Themen und Anspielungen wurden hinter kleinsten Andeutungen versteckt – jede noch so geringe Abweichung von den rigiden Bilderregeln kam einem Skandal gleich und sorgte für hitzige Diskussionen. Man kann nur erahnen, wie lange, wie heftig es in Regisseur Q gebrodelt haben muss, bis sich dieser Druck explosionsartig auf der Leinwand bahn brach: GANDU ist eine einzige radikale Kampfansage an Bollywood und seine Codes. Basis und einzig gemeinsamer Nenner ist der rein formale Rahmen einer Erzählung, die hin und wieder von Songs unterbrochen wird. Der Rest von GANDU ist filmgewordener Tabubruch: ob sprachlich (Beschimpfungen und Fluchen), formal (wilde Onscreen-Titel; Split-Screens; radikale, wütende Schnitte), inhaltlich (das Bild der heil[ig]en Familie wird demontiert) oder auf der Bildebene (expliziter Sex; Masturbation; Drogenkonsum): nichts wird ausgelassen. So wundert es auch nicht, dass der Film in seinem Heimatland postwendend verboten wurde und Q gezwungen war, seine Festivalkopien förmlich aus dem Land zu schmuggeln. Ein wütender, radikaler, hochenergetischer Film, der mit sämtlichen Bollywoodklischees aufräumt… Wirklich mutiges Kino aus Indien!
Inhalt:
Gandu geht sein Leben gehörig auf den Sack: er lebt noch bei seiner Mutter, die ihn echt annervt, die Wohnung gehört ihrem Macker, der jeden Tag nur zum Vögeln vorbeischaut und das bisschen Kohle, das er hat, muss er ihrem Typen dann genauso regelmäßig aus der Hose klauen. Ansonsten vertreibt er sich die Zeit mit Pornos oder hängt auf der Straße rum. Nur für die wilden Raps, die er textet, kann er sich begeistern. All das ändert sich, als er Riksha trifft, der ein ausgesprochenes Faible für Bruce Lee hat – und einen ordentlichen Vorrat an Drogen. Während sie sich gemeinsam zudröhnen, geben sich Exzess und Absturz die Klinke in die Hand und alles verschwimmt: hatte er letzte Nacht wirklich zum ersten Mal Sex? Ist die Asian Dub Foundation tatsächlich in der Stadt, nur um mit ihm aufzutreten?
Pressestimmen:
„GANDU ist eine Attacke auf den bürgerlichen Geschmack. Er ist laut, ruppig, digital. Schwarzweiße Tristesse, Sex in echt als Pornographie, oder eben als Realität, die nicht die Augen verspießert abwendet, wenn der Schwanz aus der Hose kommt.“ Schneeland
„So beschrieben ist „Gandu“ tatsächlich ein Triumph des unabhängigen Filmemachens, der erhobene Mittelfinger gegen Dienstleistungs- und Konsenskino, gegen ein Kino, das seine Zuschauer einlullt, anstatt sie wachzurütteln, das ihnen nach dem Mund redet, anstatt sie zur Reflexion zu zwingen.“ Filmgazette